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"Erstickend" und "sauer": Die Hauptbestandteile der Luft

Die Luft, die wir atmen, besteht zum Großteil - nämlich zu fast vier Fünfteln - aus Stickstoff und zu etwa einem Fünftel aus Sauerstoff. Diese beiden Gase, die gemeinsam mehr als 99 % der Luft ausmachen, sollen hier näher betrachtet werden.

Stickstoff

Der elementare Stickstoff, wie er in der Luft vorliegt, ist ein farb- und geruchloses Gas. Er besteht aus Molekülen mit der Formel N2, in denen zwei Stickstoffatome über eine Dreifachbindung miteinander verbunden sind. Diese Bindung ist sehr stabil, deshalb ist Stickstoff unter normalen Bedingungen äußerst reaktionsträge.

Der Name "Stickstoff" kommt daher, weil in reinem Stickstoff kein Leben möglich ist: Wir würden ersticken, weil uns der lebensnotwendige Sauerstoff fehlen würde.

Wie wird Stickstoff gewonnen?

Sowohl Stickstoff als auch Sauerstoff werden großtechnisch aus der Luft gewonnen. Dazu wird die Luft nach dem Linde-Verfahren sehr weit abgekühlt, bis sie flüssig wird. Da Stickstoff und Sauerstoff unterschiedliche Siedepunkte haben, können sie nun durch Destillation der verflüssigten Luft voneinander getrennt und gereinigt werden. Die reinen Gase kommen unter hohem Druck in Gasflaschen gefüllt in den Handel: Stickstoff in grünen, Sauerstoff in blauen.

Wozu wird Stickstoff verwendet?

Da er so reaktionsträge ist, wird reiner Stickstoff als Schutzgas im chemischen Labor für Reaktionen mit sauerstoffempfindlichen Substanzen verwendet. Auch in manchen Lebensmittelverpackungen setzt man Stickstoff als Schutzgas ein: Durch den Ausschluss von Sauerstoff werden die Lebensmittel so länger haltbar.

Die wichtigste technische Anwendung von Stickstoff ist aber die Herstellung von Ammoniak (NH3), der als Ausgangsstoff für Düngemittel, Farb- und Sprengstoffe in riesiger Menge benötigt wird. Dazu wird das Haber-Bosch-Verfahren eingesetzt, für dessen Entwicklung der deutsche Chemiker Fritz Haber 1918 den Nobelpreis erhielt. Die Ausgangsprodukte Stickstoff und Wasserstoff werden dabei in großen Reaktoren bei hohem Druck und erhöhter Temperatur an Eisenkatalysatoren miteinander zur Reaktion gebracht.

Sauerstoff

Der Sauerstoff der Luft besteht aus Molekülen der Formel O2, in denen zwei Sauerstoffatome über eine Doppelbindung miteinander verbunden sind. Er ist ebenfalls ein farb- und geruchloses Gas, aber im Gegensatz zum Stickstoff ziemlich reaktiv.

Sauerstoff verbindet sich mit vielen anderen Stoffen, zum Teil lebhaft unter Flammenerscheinung - wir kennen das als die Verbrennung des Stoffes, zum Teil langsam wie beim Rosten von Eisen an der Luft. In reinem Sauerstoff laufen diese Reaktionen viel heftiger ab als an der Luft; dort verbrennt sogar Eisen mit heller Flamme (im Bild Stahlwolle).

Reaktionen mit Sauerstoff laufen auch beim Stoffwechsel in unserem Körper ab. Sauerstoff ist daher für uns lebensnotwendig und wir müssen ihn über die Atmung aus der Luft aufnehmen. Dass er in der Luft durch Stickstoff verdünnt ist, ist übrigens ein Vorteil: Reiner Sauerstoff ist ziemlich aggressiv gegen unsere Zellen, außerdem würde in einer reinen Sauerstoffatmosphäre ständig große Feuergefahr herrschen.

Sauerstoff selbst ist nicht sauer. Früher glaubte man aber fälschlicherweise, er sei der wesentliche Bestandteil aller Säuren und nannte das Element daher "Sauerstoff"...

Wozu wird Sauerstoff verwendet?

Beim autogenen Schweißen wird das Schweißgas in reinem Sauerstoff verbrannt, wodurch Temperaturen von bis zu 3000 °C erreicht werden. Auch in der Raumfahrt wird der Raketentreibstoff mit Sauerstoff verbrannt.

Natürlich braucht man Sauerstoff auch für Beatmungsgeräte in der Medizin.

Die größte Menge des technisch hergestellten Sauerstoffs wird aber bei der Stahlerzeugung verbraucht, wo nach dem LD-Verfahren Verunreinigungen aus dem Roheisen durch Einblasen von reinem Sauerstoff entfernt werden.