Das eBook Angewandte Mikroelektronik wurde von Hans Lohninger zur Unterstützung verschiedener Lehrveranstaltungen geschrieben. Weitere Informationen finden sie hier.


Schnittstellen

Die Leistungsfähigkeit einer Harddisk hängt nicht nur von ihren physikalischen und elektrischen Parametern, sondern in großem Maße auch von der Art des verwendeten Interfaces ab. Mit zunehmenden Anforderungen haben sich am Markt verschiedene Schnittstellen etabliert, die im Folgenden kurz besprochen werden sollen.

ST506/ST412

Die ST506-Schnittstelle war der erste Standard für 5.25"-Systeme und wurde aus dem Floppy-Interface SA450 und dem SA1000-Interface für 8"-Harddisks entwickelt. Diese Schnittstelle wurde zu Beginn der 80er Jahre mit dem LaufwerkST506 von Shugart Technology (später Seagate Technology) eingeführt und ist bis heute eine der am weitesten verbreiteten Schnittstellen für Platten der unteren Preis- und Leistungsklasse.

Eine dem ST506-Interface sehr ähnliche Schnittstelle ist die ST412-Schnittstelle, die sich im Wesentlichen nur dadurch unterscheidet, dass sie 'buffered seek' unterstützt. Dabei braucht der Harddisk-Controller nicht mehr auf die maximal mögliche Schrittgeschwindigkeit des Kopfmotors Rücksichtnehmen, sondern kann die zur Bewegung des Schreib-/Lese-Kopfes notwendigen Impulse mit großer Geschwindigkeit an das Laufwerk senden. Die Laufwerkselektronik führt dann die entsprechende Zahl von Schritten durch.

ESDI (enhanced small device interface)

Da der Durchsatz des ST506-Interfaces für manche Anwendungen zu gering ist, wurde schon bald nach dessen Einführung ein neuer Standard entwickelt, der nicht nur eine doppelt so hohe Datentransferrate erlaubt, sondern durch einen intelligenten Controller auf der Platte auch die Ansteuerung z.B. von optischen Platten ermöglicht.

Die höhere Datenübertragungsrate des ESDI-Interfaces wird erreicht, indem der Datenseparator auf der Plattenelektronik untergebracht ist. Dadurch brauchen zwischen Platte und Controller keine analogen Signale mehr übertragen werden. ESDI-Platten werden normalerweise mit 10 MBit/s Datenrate betrieben, können aber theoretisch bis zu 24 MBit/s erreichen.

SCSI (small computer system interface)

Die SCSI-Schnittstelle wurde Ende der 70er Jahre (damals unter dem Name SASI-Interface) entwickelt und schirmt die physikalischen und elektrischen Parameter einer Platte weitgehend vom ansteuernden Computer ab. Dadurch erreicht man eine große Flexibilität und Unabhängigkeit von der Art der eingesetzten Platte. Diese Geräteunabhängigkeit geht soweit, dass der SCSI-Bus nicht nur für Festplatten eingesetzt wird, sondern auch zur Ansteuerung von Bernoulli-Laufwerken, optischen Platten, CD-ROMs, Druckern und anderen Geräten.

Die Weiterentwicklung der SCSI-Schnittstelle (SCSI-2) bietet eine Datentransferrate von bis zu 800 MBit/s, sodass die SCSI-Schnittstelle in Zukunft verstärkt in einem weiten Bereich der Computer-Technik eingesetzt werden wird.

SMD (storage module device interface)

Diese hauptsächlich im Minicomputer-Bereich (früher auch im Mainframe-Bereich) angesiedelte Interface-Technik wurde von Control Data entwickelt und war lange Zeit das Interface für Platten mit hoher Kapazität und großem Durchmesser. Wie das ESDI-Interface haben Platten mit SMD-Interface den Daten-Separator auf der Plattenelektronik untergebracht. Im Mikrocomputerbereich wird das SMD-Interface nur selten verwendet, es sei denn für File Server mit sehr großen Platten.

Die folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten Betriebsparameter der meistverwendeten Schnittstellen.

Interface Kabelsatz Kabellänge
[m]
Busbreite
[bit]
Transferrate
[MBit/s]
Einsatzgebiet

ST506

34+20

3

1

5

Mikrocomputer

ST412

34+20

3

1

5

Mikrocomputer

ST506/RLL

34+20

3

1

7.5

Mikrocomputer

ST412/RLL

34+20

3

1

7.5

Mikrocomputer

ESDI

34+20

3

1

10

Mikro/Minicomputer

SASI

50

3

8

12

Mikro/Minicomputer

SMD

60+26

15

1

14.4

Minicomputer

SCSI

50

25

8

32

Mikro/Minicomputer

IPI-3

50

125

16

80

Mini/Mainframes


Last Update: 2008-05-31