Elektronenstoßionisation
Elektronenstoßionisation (engl. electron impact, EI) ist die
älteste und am meisten verwendete Ionisierungstechnik. Dabei wird ein
Elektronenstrahl durch die (im Hochvakuum) verdampfte Probe geschickt (Druck von
10-2 bis 10-5 mbar) . Bei der Kollision der Elektronen
mit den Probenmolekülen werden aus den neutralen Molekülen Elektronen
herausgeschlagen und führen zu einer Ionisierung der Moleküle (Radikalkationen
mit ungerader Elektronenzahl). Die ionisierten können je nach Stabilität
der Moleküle und abhängig von der Energie der Elektronen weiter zerfallen und
Fragmentionen bilden. Verwendet man eine genau definierte Elektronenenergie
(typischerweise 70 eV), so ist die Art und Häufigkeit der Fragmentionen
sehr gut reproduzierbar. Senkt man die Elektronenenergie, so werden zunehmend
weniger Fragmentionen gebildet, bis nur mehr Molekülionen auftreten.
Unterschreitet man die Ionisierungsenergie des Moleküls (ca. 10 eV)
unterbleibt die Ionisierung.
EI ist deshalb die am meisten genutzte Ionisierungstechnik, weil eine sehr
große Zahl organischer Verbindungen durch EI ionisiert werden können. Als
Grenze für die Einsetzbarkeit der EI gilt, dass die betreffende Substanz
zumindest einen Dampfdruck von 10-6 Torr aufweisen sollte. Um diesen Dampfdruck zu
erreichen, kann die Probe auch aufgeheizt werden (bis ca. 300 Grad Celsius).
Allerdings können thermisch labile Substanzen dabei eventuell zerfallen. Die
Zahl der gebildeten Molekülionen im Vergleich zu den Fragmentionen kann durch
Änderung der Elektronenenergie verändert werden. Dieser Effekt kann auch
ausgenützt werden um Molekülionen zu erkennen.
Nach der Ionisierung werden die gebildeten Ionen durch
eine Extraktionselektrode mit einer Spannung von wenigen Volt aus der
Ionisationskammer abgesaugt und beschleunigt. Der Strahl wird mit elektrischen
Blenden fokussiert, so dass die Dichte des
Strahls möglichst gleichmäßig ist. Damit bekommen die Ionen eine konstante
kinetische Energie, mit der sie in den Analysator eintreten. Die auftretende
Unschärfe der kinetischen Energie ist entscheidend für die mögliche
Auflösung des Instruments.
Skizze einer EI-Quelle


Typisches EI-Massenspektrum (hier: Methylenchlorid,
CH2Cl2)

Charakteristika von
Elektronenstoßionisierung:
- einfache Benutzung
- hohe Empfindlichkeit
- starke Fragmentierung (vorteilhaft für Identifikation, aber nachteilig für Empfindlichkeit oder
Bestimmung des Molekulargewichts)
- nur für unzersetzt verdampfbare Moleküle
- sehr gut geeignet für Gaschromatographie (GC/MS)
- sehr gut Reproduzierbarkeit
- große Bibliotheken von EI-Spektren zum Spektrenvergleich verfügbar
- Massenbereich typ. 1000 Da.
Literatur: Die "Bibel" für die Interpretation von EI-Spektren ist das Buch
von McLafferty:
McLafferty, F.W.; Turecek, F. "Interpretation of Mass
Spectra", University Science Books, CA, 4th edition, 1993.
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